Ein Online-Kurs mit Folgen...

Über Blauwasser.de waren wir auf ein Online-Seminar aufmerksam geworden: Das Innenleben des Bootsdiesels. Also schnell unser Ticket gebucht und die drei Abende den interessanten Ausführungen von Dr. Robert Möckel gelauscht. 

Und dabei leider festgestellt: So richtig sorgsam waren wir mit unserem Volvo Penta bisher wohl nicht. Natürlich hat er jedes Jahr neues Öl bekommen aber ob das Kühlwasser schon einmal getauscht wurde? Ob der Wärmetauscher mal gereinigt wurde? Und ob wir uns mal das Abgasknie genauer angesehen haben? 
Infolge dieser Feststellung hat Philip bereits während des Seminars einen ganzen Haufen Ersatzteile und Betriebsflüssigkeiten bestellt. Unser (diesmal nur Bernd und Philip) nächster Kurztrip nach Holland sollte (bei sowieso schlechtem Wetter) dem Motor gewidmet sein – ach ja, da war ja noch immer was mit dem Warmwasserbereiter….

Und genau der wurde in unserer Abwesenheit offenbar aus- und wieder eingebaut. Die Spuren konnten wir eindeutig zuordnen. Auch neue Schläuche hat man dem Stolpervogel spendiert. Allerdings war jetzt ordentlich Wasser im Schiff – die Motorbilge stand ganz gut voll. Allerdings: Klares Trinkwasser. Der Übeltäter: Ein Anschluss am Warmwasserbereiter. 
Zum Glück hatte Philip auch eine Absaugpumpe bestellt – eigentlich für das Kühlwasser angeschafft pumpte diese nun also gute 20-30 Liter in angenehm kleinen 7-Liter Portionen aus der Bilge. 
Den Whale-Verbinder am Warmwasserbereiter abzubekommen war ein kleiner Kampf für sich – dieser befand sich nämlich nun unten, war er vorher nicht mal nach oben orientiert? Ab musste er so oder so, Philip wollte wissen warum er undicht geworden war – trotz neuem Schlauch sprudelte es hier regelhaft. So konnte man es wirklich nicht lassen und auch nicht weiter beobachten. Mit einem Ruck löste sich der Verbinder und der gefüllte Warmwasserbereiter entleerte sich erneut in die Bilge. Waren es beim letzten Aufenthalt nur kleinere Mengen Wasser welche wir noch mit Aufnehmern und Lappen aus der Bilge beseitigen konnten waren wir echt dankbar die neue Absaugpumpe zu besitzen. Wieder einige Liter zu Pumpen. 
Den Verbinder selbst hat Philip tatsächlich repariert bekommen – wie genau können wir leider gar nicht sagen. Wahrscheinlich war nur der Dichtungsring im Innern verrutscht. Jetzt war er jedenfalls dicht. Das alles geschah direkt nach unserer Ankunft Freitag Nachmittag. Daher waren wir froh als wir den Tag dann endlich mit einem kühlen Hertog Jan ausklingen lassen konnten: Mit Blick auf die morgige Mission – das Kühlwasser.

Eben jenes hatten die Hafenmitarbeiter offenbar schon bei der Reparatur des Warmwasserbereiters weitestgehend ablaufen lassen. Jedenfalls schwappte es nicht mehr wie gewohnt rotbraun im Ausgleichsbehälter. 
Noch vor dem Frühstück startete Philip erste Versuche die Kühlwasserablassschraube aus dem Motorblock zu bekommen. Die Schraube ist an unserem Motor nicht besonders gut zugänglich und hat zu allem Überfluss keinen gewöhnlichen sechskantigen Schraubenkopf. Ein Vierkant, relativ groß. Auch in der Hafenwerkstatt gibt es kein passendes Werkzeug hierfür. Der Rollgabelschlüssel (Engländer genannt) lässt sich keinen Milimeter bewegen, die Wasserpumpenzange sowieso nicht. Zu wenig Platz am Motor, überall ist etwas im Weg.
Also los nach Lemmer. Es wirkt schon fast wie auf einem anderen Planeten hier. Die Läden sind einfach offen, man kann einkaufen. Ohne Test.Ohne Termin. Aber mit Maske.
Erstes Ziel: Der Nautic-Shop. 
In der Vergangenheit haben wir in den zugegeben etwas chaotisch wirkenden Regalen bereits des Öfteren wahre Schätze ausgegraben – aber diesmal blieb unser Ausflug ohne Erfolg. Also auf zum nächsten Stop: Der Baumarkt in Lemmer. Trotz größter Mühe der Mitarbeiter mussten wir das Feld auch hier ohne neues Werkzeug räumen. Dafür im Gepäck: Zwei weitere Adressen. Also auf zum größeren Baumarkt am Stadtrand. Aber dort finden wir auch keinen Vierkant-Schlüssel. Scheint tatsächlich was besonderes zu sein… Aber Bernd verliebt sich hier immerhin in ein Set gekröpfter Ringmaulschlüssel. Die sollen mit, vielleicht passen die ja irgendwie. 
Hm, so richtig zufrieden sind wir damit aber noch immer nicht. Während Bernd unseren Plan vom Kühlwasserwechsel eigentlich schon abgeschrieben hat steuern wir das letzte Ziel an: Ein Großmarkt für KFZ-Ersatzteile und Werkzeug. So groß ist der aber gar nicht. Hier finden wir auch nichts passendes und müssen daher zurück zum Stolpervogel. Die Hände sind nicht ganz leer, immerhin ein Set Ringmaulschlüssel haben wir besorgen können. 

 

Also wieder ran ans Werk. Nochmal gucken ob nicht vielleicht doch eines unserer Werkzeuge passen könnte um die mittlerweile grob verfluchte Schraube los zu bekommen. Leider hat sich an der engen Einbausituation allerdings auch in unser kurzen Abwesenheit nichts geändert. 
Aber probieren wir doch mal die neuen Ringmaulschlüssel aus. Vielleicht kann man hiermit ja tatsächlich etwas erreichen… 
Und siehe da: Tatsächlich! Einer der Schlüssel passt! Und tatsächlich ließe sich die Schraube so etwas drehen – nicht viel, aber Stück für Stück könnte da was gehen. Wenn sie sich denn überhaupt mal bewegen würde. Philip hat ja seit Jahren Probleme mit der Schulter, probiert es daher erstmal nur zaghaft. Bernd hat Angst um den Motorblock und möchte der Schraube daher auch nicht zu viel zumuten. Sie könne ja abreißen, meint er. Ob er sich hier nicht vielleicht etwas überschätzt? 
Jedenfalls darf Philip dann doch nochmal ran, mit einem festen Ruck passiert es dann: Die Schraube ist los. 

Nach ein paar weiteren Umdrehungen tropft uns bereits die rotbraune Brühe entgegen. Das soll wohl unser Kühlwasser sein. Etwas stutzig sind wir schon, gehört in unseren Volvo Penta doch eigentlich das grüne Mittel. 
Schnell wird uns aber klar – das war mal grün. Der Korrosionsschutz hält wohl tatsächlich nicht unbegrenzt. Wir schätzen, dass das Kühlwasser in 16 Jahren Stolpervogel noch nie gewechselt wurde (jedenfalls sah die Schraube noch unberührt aus). Also steht jetzt eine Spülung des inneren Kühlsystems an. Das hatte Robert uns so empfohlen. Jetzt also einige Liter klares Wasser oben rein bis unten keine rotbraune Suppe mehr raus kommt. Und das dauert. Zwischendurch pumpen wir die Bilge immer wieder leer. Und dann endlich: Klares Wasser kommt aus der Kühlwasserablassöffnung. 
Schraube wieder rein, neues Kühlwasser mit den Volvo-Konzentrat anmischen und einfüllen. Fertig. 

Jetzt machen wir uns an die nächste Baustelle: Der Anlasser möchte seit letztem Jahr nicht immer beim ersten Versuch. Immer öfter hört man zwar ein deutliches „Klick“ aus dem Motorraum, mehr passiert dann aber nicht. Wir tauschen zuerst nur das kleine Relais – natürlich ohne Erfolg. Also ist es der Magnetschalter. Nicht selten korrodieren diese wohl mit der Zeit und schalten den Anlasserstrom nicht mehr. 
Den Magnetschalter kann man wohl reparieren, da wir das aber noch nie gemacht haben bestellen wir sicherheitshalber für überschaubares Geld einen komplett neuen Anlasser. Bei genauerer Inspektion von diesem fällt uns auf: Der Magnetschalter ist vergossen – da ran zu kommen ist ganz schön viel Arbeit und wie es dann weiter geht wissen wir noch immer nicht. 
Daher bauen wir einfach den neuen Anlasser ein – denken wir uns.
Eine der beiden Schrauben welche den Anlasser am Motor befestigen ist leider kaum zu erreichen ohne den Wärmetauscher abzumontieren. Ob sich das lohnt? Wir haben doch gerade erst das Kühlwasser gewechselt. Mit viel Geduld gelingt es Philip die Schraube mit einem Maulschlüssel zu packen. Der kleine Finger hält den Schlüssel in Position während mit der anderen Hand in 15 Grad Schritten die Mutter gelöst werden kann. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es dann geschafft: Der Anlasser hängt frei. Um ihn aus seiner Stammposition zu bekommen braucht man nun erneut einiges an Geschick. Nur in einem ganz bestimmten Winkel reicht die Biegsamkeit des Kühlwasserschlauches aus um den Anlasser an diesem vorbei zu manövrieren. Dann ist es geschafft – das Teil ist draußen. Der Einbau des Ersatzteils erfolgt in einem ähnlichen Geduldsspiel wird aber dann durch einwandfreie Funktion belohnt! 

Auch wenn wir um jede Minute froh sind die der Motor nicht dröhnen muss und wir uns nur durch den Wind fortbewegen können ist es schön zu wissen, dass man sich auf unseren kleinen Volvo Penta verlassen kann. Im Ernstfall kann ein zuverlässiges Anspringen, temperaturstabiler Lauf bei hoher Drehzahl und die generelle Belastbarkeit über so einiges entscheiden. 
Wir sind echt dankbar am Seminar von Robert teilgenommen zu haben. Er hat uns etwas Respekt vor dieser grünen Kiste im Schiff genommen.